29. August 2024
Reizdarm im Fokus
Über 40 Teilnehmer nahmen am 44. Medizinischen Forum Oelde unter dem Vorsitz von Chefarzt Dr. Klaus Welslau teil: Beim Ärzteforum zum Thema Reizdarm/Mikrobiom wurden verschiedene Krankheitszeichen zusammengefasst, für die keine organischen oder biochemischen Veränderungen erkennbar sind. In der Regel bestehen die Beschwerden über drei Monate im Sinne von Leibschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten und Blähungen.
Der Hauptreferent des Abends, Prof. Dr. Thomas Frieling, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Helios Klinikum in Krefeld und einer der renommiertesten Neurogastroenterologen in Deutschland, ging in seinem Vortrag vor allem auf die weitere Diagnostik und die Therapie bei Reizdarmpatienten ein. In Deutschland sind schätzungsweise bis zu 12 Millionen Menschen betroffen, nur ein Teil von ihnen leidet jedoch unter schweren Symptomen, die oft nur gelegentlich auftreten, zum Beispiel auf Reisen oder aufgrund ungewohnter Ernährung. Hat ein Patient Beschwerden, so Prof. Dr. Frieling, gilt es nun zuerst eindeutige Krankheitsursachen im Bereich des Darmes und Unterbauch auszuschließen.
Die Ursachen des Reizdarmes sind nicht genau geklärt, es zeigt sich aber, dass bei Patienten die Darmbewegungen gestört sind und zudem die Darmschleimhaut für mechanische oder chemische Reizungen besonders empfindlich sind. Psychische Faktoren, wie Nervosität, Angst oder Sorgen, wirken sich auf die Verdauung aus und können ein Reizdarmsyndrom begünstigen.
Vor allem in den letzten Jahren hat es sich herausgestellt, dass der Darm eine Art zweites Gehirn im menschlichen Körper darstellt. Nicht nur das Gehirn kann lernen, sondern auch der Darm. So erklären sich auch viele Allergien, bei denen zunächst der Darm nur allergisch gegen ein bestimmtes Lebensmittel ist, im Verlauf es dann immer mehr Allergien werden.
Ist einmal die Diagnose Reizdarm gestellt, so Prof. Frieling, stellt sich die Behandlung oft als schwierig heraus. Diese richtet sich nach den schwerwiegendsten Symptomen. Bei vielen Formen des Reizdarmsyndromes reicht oft schon eine Ernährungsberatung aus. Der Patient sollte möglichst Nahrungsmittel meiden, die ihm nicht gut bekommen. Erfahrungsgemäß sind das vor allem Lebensmittel, die das Verdauungssystem belasten können, wie zum Beispiel blähende Kohlgemüse, Bohnen, Zwiebeln, Knoblauch oder auf Kaffee oder scharfe Gewürze. In schwierigen Lebenssituationen können auch psychotherapeutische Maßnahmen, wie eine Gesprächs- oder Verhaltenstherapie helfen. Darüber hinaus sind oft Entspannungstechniken, wie autogenes Training oder Yogaübungen angezeigt. Helfen diese allgemeinen Maßnahmen nicht, können auch Medikamente eingesetzt werden, je nach vorherrschenden Krankheitszeichen, ob der Patient Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung hat.
Im Darmtrakt leben Milliarden von Mikroorganismen. Diese spielen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des Immunsystems. Reizdarmpatienten weisen qualitativ und quantitativ eine andere Zusammensetzung der Darmbakterien auf als Gesunde. So kann es auch sinnvoll sein, bestimmte Probiotika oder auch Antibiotika einzusetzen.
Abschließend zeigte Dr. Klaus Welslau einige Fälle aus dem Marienhospital. Bei einigen Formen des Reizdarmes gibt es schon sehr gute medikamentöse Ansätze, um den Patienten zu helfen. Vor allem sollten Patienten auf Folgendes achten: Sie sollten langsam und in Ruhe essen, sich ausgewogen ernähren, reichlich, das heißt, mindesten 2 Liter am Tag trinken und sich viel bewegen, da Ausdauersportarten auch den Darm in Schwung halten.